18. – 20. Januar 2008
Zweieinhalb Jahre ist es her, dass ich bei einem größeren Sportereignis war, vier Jahre sogar seit meinem letzten Besuch bei einem Kombiweltcup. Es bedurfte der Durchführung eines solchen ganz in der Nähe (aber nicht in Oberhof!) und eines klein Anschubsers vom Inchkind, um mich endlich mal wieder auf die Socken zu machen.
Weltcup der Nordischen Kombinierer in Klingenthal! Und weil die Kombi schon immer ein Familienunternehmen gewesen ist, war der ganze Inchclan dabei.
Natürlich lief nix ohne den üblichen Stress, die Verwirrungen und Pannen. Wir wären nicht die Inches, wenn alles glatt liefe. So hab ich irgendwie meine Geldkarte liegen lassen, als ich am 2. Weihnachtsfeiertag die via Internet georderten Karten am Automaten bezahlte. Das hab ich am nächsten Tag gemerkt, als ich im Urlaub den Einkauf bezahlen wollte. Dann kamen die Tickets, die laut Akkreditierungsbüro am 28. verschickt worden waren, nie an. Das wurde dann sehr unbürokratisch gelöst, indem neue Karten für uns an der Kasse in der Vogtlandarena hinterlegt wurden. Großer Dank dafür noch mal an die Veranstalter, ganz besonders an Frau Buse.
Am Freitag, den 18. Januar sammelte ich also die Nachwuchsinche ein und ab ging es ins Hotel „Zur Post“ in Klingenthal. Haben wir auch sofort gefunden. Also ich meine: ohne ein einziges mal verfahren oder so.
Die Kombinierer beginnen ihre Wettkämpfe leider immer sehr zeitig, aber wir stehen ja gerne zeitig in der Kälte rum.
Klingenthal richtete zum 1. Mal seit 20 Jahren wieder einen Weltcup aus, die Arena wurde erst letztes Jahr eingeweiht – wir waren also sehr gespannt. Vom Markt fuhren Pendelbusse hoch zum Stadion. Allerdings las uns, während wir auf den nächsten warteten, ein VIP – Auto auf, und so gelangten wir sehr komfortabel zum Ort des Geschehens.
Ich war überrascht, wie viele Menschen gekommen waren. 8500 sollen es gewesen sein! Sehr angenehm die recht geringe Anzahl von Kreischies, dafür mehr Publikum aus der näheren Umgebung.
Wir hatten einen sehr guten Platz am Auslauf und so kalt war es gar nicht. Eher warm. Zu warm. Also Schnee lag da nicht. Schanze und Strecke mit Kunstschnee präpariert. Windig war es auch.
Das Probespringen wurde verschoben.
Und verschoben.
Und verschoben.
Ich weiß nicht mehr, wann es dann endlich losging.
Taugte auch eher zum Warmfotografieren, denn bevor die Hälfte der Jungs gesprungen war, wurde abgebrochen. Weil die Spur zu weich war und komplett neu präpariert werden musste.
Es sollte ja am Samstag einen Gunderson – Wettkampf geben. Der wurde nun erst mal gecancelt. Dafür sollte es ab 13:00 einen Massenstart geben und 15:00 dann das Springen…
Ich bin ja froh, dass ich wenigstens schnell noch ein Foto vom Jaakko Tallus gemacht habe – sonst hätte das Inchkind wohl das ganze Wochenende rumgegrummelt. Zum Massenstart ist der kleine Finne nämlich nicht angetreten.
Kleininch, eigentlich ganz zufrieden mit drei Japanern inkl. Daito Takahashi, hat wohl auch ihre Zuneigung zu den Finnen entdeckt… zumindest zu Anssi Koivuranta.
Da mich Hannu Manninen diese Saison läuferisch noch nicht so überzeugt hat, war ich doch überrascht, wie souverän er das Massenstartrennen gewann. Wir standen übrigens an der Strecke, ca. 150 Meter vor der Einfahrt in den Schanzenauslauf. Dort war der Wendepunkt, was natürlich ideal fürs Publikum ist. Aber na ja, ich stehe eben lieber an der Strecke. Viele der Zuschauer in Klingenthal übrigens auch… Magnus Moan wurde Zweiter vor Bill Demong und dem unglaublich gut aussehenden Johnny Spillane smile Bester Deutscher war Björn Kircheisen auf Rang 6, gefolgt von Eric Frenzel und Ronny Ackermann. Petter Tande, der für mich von einigem Interesse ist, weil er im Trollinchteam ist, 15. , Tino Edelmann, der aus anderem Grund von gewissem Interesse für den gesamten Inchclan ist, 21.
Aufgeben musste Matthias Menz, der humpelte irgendwann ins Ziel. In der Abfahrt, in der es ihn ermittelt hat, stürzte auch Kircheisen – trotzdem: gute Ausgangssituation für die zwei Sprungläufe.
Obwohl eigentlich klar war, dass es heute keine Sprünge mehr geben würde – es regnete, windete und kalt war uns nur vom Rumstehen, haben wir tapfer bis kurz vor Drei abgewartet, bis nämlich der Wettkampf offiziell abgebrochen und auf den Sonntag verschoben wurde.
Ich weiß auch nicht, entweder ist mir mein Gespür für die angesagten Kneipen abhanden gekommen, oder Klingenthal ist so tot, wie man sich das Vogtland eben vorstellen kann. Bürgersteige hoch und Nachtruhe.
Waren wir wenigstens ausgeschlafen am Sonntag, als wir in aller Herrgottsfrühe (vor 7:00 Uhr!!!) zum Frühstück antraten und wieder in die Arena fuhren. Hat sich aber gelohnt, weil die Plätze noch besser als am Samstag waren. Eigentlich ist es ja bei der Kombi immer eher leer und man muss sich um so was keine Sorgen machen, aber in Sachsen…
Beim Probedurchgang merkten wir schon, dass die Rennleitung das Ding über die Bühne ziehen will. Es ging zügig voran – außer wenn der Wind nicht passte. Dann gabs eben wieder ne Pause. Und Vorspringer. Dann wieder eine Planänderung: Statt der üblichen zwei Sprünge zum Massenstart nur einen. Danach sollte sofort der Sprintwettkampf beginnen.
Aber der Reihe nach.
Springen zum Massenstart also. Der erste weite Sprung kam von einem Japaner, das wird wohl Daito Takahashi gewesen sein. Georg Hettich lag dann auch eine ganze Weile an der Spitze. Auch David Zauner zeigte die von ihm gewohnte Weite. Petter Tande dagegen kam nur auf 112 Meter. Tino konnte sich mit einem ordentlichen Sprung auf Rang 11 platzieren. Aber dann kam Ronny Ackermann und setzte sich an die Spitze. Eric Frenzel sprang 2,5 m weiter. Björn Kircheisen war nicht ganz so gut. Moan noch schlechter. Und Manninen durfte noch mal springen, weils ihn ganz verweht hatte. Ein zweiter Springer, der nur auf 68 m gekommen war, auch. Nützte aber nix. Eric Frenzel gewann seinen ersten Weltcup! Und wir waren dabei. Und alle freuten sich, dass ein Sachse in Sachsen gewinnt. Hoch die grün-weißen Fahnen! Smile (Ich hätte ja gegen einen Thüringer namens Ronny auch nichts einzuwenden gehabt). Ronny Ackermann wird Zweiter, Dritter Anssi Koivuranta.
Nach der Siegerehrung beginnt der Sprintwettkampf. Das Springen gewinnt wieder Eric Frenzel vor Ronny Ackermann und Bernhard Gruber. Die laufstarken Moan, Bieler und Manninen werden mit über zwei Minuten Rückstand auf die Strecke gehen. Ganz gut ist Petter Tande als Elfter, mit 1 min Rückstand auf Eric Frenzel.
Das Inchkind hat etwas Stress, weil sie so lieb ist, und den hinter ihr stehenden zu den gewünschten Autogrammen verhilft. Dadurch hat sie kaum Zeit, sich auf den Wettkampf zu konzentrieren. Außerdem startet Jaakko Tallus nicht, aber Georg Hettich kommt auf den 4. Rang.
Nach dem Springen bleibt den Athleten nur etwas über eine halbe Stunde, um sich warm zu laufen… und uns genauso viel Zeit, um uns einen guten Platz an der Strecke zu sichern. Wir stehen wieder optimal, um zu fotografieren und können das Ziel sehen. Knapp 20 min brauchen die Besten für die 7,5 km lange Strecke. Drei Mal kommen sie an uns vorbei. Acker und Eric arbeiten gut zusammen. Gar nicht gut läuft es bei Manninen. Stockbruch, Übergabe des Ersatzstockes verpasst… er gibt das Rennen vorzeitig auf. Seine Ausgangsposition war eh nicht besonders. Auf der letzten Runde macht Acker dann ernst, setzt sich von Frenzel ab und feiert einen souveränen Sieg, vor dem 19-jährigen Sachsen. Dritter wird David Kreiner (8. nach dem Springen, +0:41 min). Klemetsen 6, +0:30), Gruber (3, +0:12) und Georg Hettich (4, +0:22) laufen als Vierte bis Sechste ein. Petter Tande bringt Troll und mir als Zehnter noch einen Punkt beim Wintersportspiel. Matthias Menz fällt von Rang 10 auf Platz 17 zurück und Björn Kircheisen verliert als Achtzehnter wertvolle Weltcuppunkte.
Wir warten die Siegerehrung nicht ab. Ich will im Hellen wieder in Leipzig sein und muss das Inchkind unterwegs noch in Jena absetzen.
Kleininch hat über 500 Fotos gemacht… es wird ein paar Tage dauern, bis die alle „ausgewertet“ sind und sie ist nun endgültig vom Kombifieber infiziert.
Außerdem war es schön, dass alle drei Inches mal wieder was zusammen gemacht haben, so ganz ohne Anhänge, die die Kombi am Ende noch langweilig finden.
Wäre schön, wenn es nächstes Jahr wieder einen Weltcup in Klingenthal gibt. Bis dahin müsste auch rauszufinden sein, ob es dort nicht doch vielleicht so was wie ein Nachtleben gibt.
Zu den Fotos geht es hier